Update 27.02.2020 zum Fall Zeus
Update vom 26. Februar 2020 zum Fall – Amtliches Todesurteil für Hund mit bestandenem Wesenstest
Gestern sind wir mit einem aktuellen Fall aus unserem Tätigkeitsbereich „Recht rund ums Tier“ an die Öffentlichkeit gegangen.
Wir möchten an dieser Stelle ein erstes Update geben. Unser Hauptziel ist, dass der Hund wieder zurück zu seiner Familie kann und nicht länger von dieser getrennt ist.
Die rechtswidrige Tötungsanordnung muss sofort gestoppt werden. Wir werden nicht aufhören zu kämpfen.
Für alle die uns unterstützen wollen, teilen wir die öffentliche und offizielle E-Mail Adresse des Sächsischen Staatsministerium des Innern mit:
info@smi.sachsen.de
Vielleicht finden Ihre Anregungen und Sorgen zu dem aktuellen Geschehen und der generellen Bedeutung dieses Fall Gehör.
Eine wahre Geschichte …
… Eine dramatische Geschichte, die uns von einer Rechtsantwaltskanzlei zugeschickt wurde und ihr Ende noch nicht gefunden hat! Die Gefahr, auf die wir gerade mit den Schattenhunden zusteuern – nämlich das willkürliche Töten von Hunden ohne Grund, alleine schon aus Kostengründen – wird schneller als wir dachten Wirklichkeit! Wenn wir nichts dagegen tun . . . .
Amtliches Todesurteil für Hund mit bestandenem Wesenstest
Verfügung über die Tötung eines Hundes – trotz bestandenen Wesenstests hält Behörde an der Tötungsanordnung fest
Es ist kaum vorstellbar und dennoch ist es Realität:
Der Hund unserer Mandanten besteht einen von einer Sachverständigen im
Hundewesen durchgeführten Wesenstest und trotzdem hält die Behörde
weiterhin an der angeordneten Tötung des Hundes fest.
Es handelt sich um den derzeit wohl brisantesten Fall aus unserer Tätigkeit im Tierrecht. Über diesen beginnen wir heute zu berichten und decken auf.
Das Vorgehen der Behörde und nahezu der gesamte Ablauf des Verfahrens können von dem Leser eigentlich nur als absurd empfunden werden. Dennoch ist der Fall aus dem Leben und unserer täglichen Praxis gegriffen. Dieser ist von enormer Bedeutung und das sogar bundesweit.
Es kann jeden Hundehalter treffen Eine Verkettung unglücklicher Umstände – und die Mühlen der Verwaltung beginnen zu mahlen. Für uns ist es ein äußerst emotionaler Fall, unsere Mandanten jedoch bringt er tagtäglich an die Grenze des Ertragbaren.
Vor die Wahl gestellt – Behörde verlangt freiwillige Tötung
Unsere Mandanten wurden vor eine unmögliche Wahl gestellt: Entweder sie würden ihren Hund freiwillig einschläfern lassen oder aber es würde eine dahingehende Verfügung seitens der Behörde erlassen und die Tötung durch die Behörde zwangsweise durchgesetzt.
Die Antwort ist bis heute eindeutig: Ihr Hund soll leben
Unsere Mandanten entschieden sich dafür, ihren Hund nicht aufzugeben und zusammen mit uns für diesen bedingungslos zu kämpfen. Ein Kampf, der mittlerweile zwei Jahre andauert und noch nicht beendet ist. Ein tragische Verkettung von Umständen mit weitreichenden Folgen für Hund und Halter
Ein tragischer Vorfall war es zweifellos, als der Hund unserer Mandanten Anfang des Jahres 2018 bei einem Spaziergang einen alten Herrn ansprang, welcher bedauerlicherweise körperlich nicht in der Lage war, seinen Sturz abzufangen und sich so erhebliche Verletzungen im Gesicht zuzog. Der Fall wurde der Behörde gemeldet und durch diese ein behördliches Verfahren gegen unsere Mandanten als Hundehalter eingeleitet.
Das amtliche „Todesurteil“ war bereits vor Inaugenscheinnahme des Hundes abgesprochen und vereinbart Bei Durchsicht der behördlichen Verwaltungsakte mussten wir feststellen, dass bereits von Anfang an abgesprochen war, dass der Amtsveterinär eine Empfehlung zur Tötung des Hundes aussprechen werde.
Der Hund unserer Mandanten soll sterben
Unsere Mandanten entschieden sich, für ihren Hund zu kämpfen und teilten der Behörde mit, dass sie ihren Hund nicht freiwillig einschläfern lassen würden. Die Behörde hielt Wort und erließ dann– wie angekündigt – die Verfügung, in welcher die sofortige Tötung des Hundes angeordnet wurde.
In der Tötungsanordnung behauptet die Behörde pauschal und ungeprüft, der Hund sei zu gefährlich, um von irgendeiner Person gehalten zu werden. Auch und gerade ein Tierheim, welches zur Haltung gefährlicher Hunde berechtigt und befähigt ist, sei nicht in der Lage den Hund aufgrund dessen Gefährlichkeit zu halten.
An dieser Stelle begann der nun seit zwei Jahren andauernde Kampf um das Leben ihres Hundes In Folge der Tötungsanordnung unternahmen unsere Mandanten alles in ihrer Macht stehende, um das Leben ihres Hundes zu retten.
Unsere Mandanten stellten ihren Hund auf eigene Kosten einer Problemhundetrainerin und drei öffentlich bestellten und anerkannten Sachverständigen im Hundewesen vor.
Das Ergebnis fiel einheitlich aus:
Der Hund darf nicht getötet werden! Die Sachverständigen im Hundewesen bescheinigten ausnahmslos, dass sie eine Tötung des Hundes für absolut unverhältnismäßig halten und die Tötung eklatant gegen das Tierschutzgesetz verstoßen würde.
Unsere Mandanten verbrachten ihren Hund in ein Tierheim, das über eine Erlaubnis zum Halten gefährlicher Hunde verfügt, um die von der Behörde behauptete Gefährdung der Allgemeinheit auszuschließen und zu widerlegen.
Hund besteht Wesenstest
Der Hund unserer Mandanten wurde einem Wesenstest unterzogen, welcher von einer öffentlich bestellten und anerkannten Sachverständigen im Hundewesen nach anerkannten Standards durchgeführt wurde. Der Hund bestand den Wesenstest unstreitig ohne Beanstandungen. Die Sachverständige attestierte, dass es sich nicht um einen gefährlichen Hund im Sinne des Landeshundegesetzes handele. Es wurde erneut bescheinigt, dass die Tötung unter keinem Gesichtspunkt vertretbar ist.
Behörde ignoriert Expertenmeinungen und missachtet Tierschutzgesetz
Trotz der einstimmigen Expertenmeinungen hält die Behörde weiterhin an der von ihr angeordneten Tötung des Hundes fest. Tierschutzrechtliche Aspekte bleiben völlig außer Acht.
Wie lässt sich das Verhalten der Behörde rechtfertigen?
Unserer Auffassung nach überhaupt nicht. Denn Behörden sind an Recht und Gesetz gebunden. Sie unterliegen dem sog. Grundsatz der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung. Dies ist Ausfluss des in Deutschland geltenden Rechtsstaatsprinzips. Gesetze – hier das Tierschutzgesetz – müssen von Behörden zwingend beachtet werden.
Tierschutzrechtliche Erwägungen sind somit auch in unserem Fall von der Behörde zu berücksichtigen. Die Tötung des Hundes unserer Mandanten ist unter keinem tatsächlichen oder rechtlichen Gesichtspunkt zu rechtfertigen. Wir können und werden die Tötungsanordnung nicht akzeptieren. Milderen Mitteln ist zwingend der Vorzug zu geben.
Es gibt immer eine Alternative – die Handlungsmöglichkeiten der Behörde Kommt eine Behörde nach ihren Ermittlungen tatsächlich zu dem Schluss, dass es sich um einen gefährlichen Hund handelt, ist sie berechtigt und verpflichtet, verhältnismäßige und dem Einzelfall gerecht werdende Maßnahmen anzuordnen, um der festgestellten Gefährlichkeit entgegenzuwirken und eine Gefahr für die Bevölkerung auszuschließen.
Die Handlungsalternativen der Behörde sind vielfältig. In Betracht kommen unter anderem die Anordnung eines Leinenzwangs, die Anordnung eines Maulkorbzwangs und – unter anderem – die Auflage, dass der Hund nur noch durch eine bestimmte Person geführt werden darf. Die Tötung eines Hundes ist das letzte Mittel der Wahl und sollte nur in absoluten Ausnahmefällen eingesetzt werden.
Die Tötung muss eine Ausnahme mit hohen Hürden bleiben Bevor eine Behörde die Tötung eines Hundes anordnen darf, muss sie zwingend überprüfen, ob auch mildere Maßnahmen genügen, um einer möglichen von dem Hund ausgehenden Gefahr entgegenzuwirken. Jeder Hundehalter denkt in einer solchen Situation erst einmal an einen Leinen- oder Maulkorbzwang. Dass eine sofortige und ungeprüfte Tötung angeordnet werden könnte, erscheint nahezu abwegig.
In dem von uns geschilderten Fall wurden mildere Maßnahmen von der handelnden Behörde zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Betracht gezogen. Viel schlimmer noch: selbst die Unterbringung in einem Tierheim wurde von vorne herein ungeprüft ausgeschlossen. Die Tötung wird – absurder Weise trotz des bestandenen Wesenstests und damit gesetzeswidrig – nach wie vor als alternativlos dargestellt.
Allgemeine Bedeutung für jeden Hundehalter
An dieser Stelle besteht ein zwingender Handlungsbedarf. An dem hier vorliegenden Handeln der Behörde lässt sich die Bedeutung des Falls für alle Hundehalter anschaulich belegen. Denn welcher Hundehalter kann schon ausschließen, dass durch seinen Hund einmal ein Mensch zu Schaden kommt? Kann es an dieser Stelle völlig unerheblich bleiben, dass es bei Tieren ein sog. artgerechtes Verhalten gibt? Und läuft somit jeder Gefahr, seinen Hund einschläfern lassen zu müssen? Und dies obwohl er einen Wesenstest bestand?
Tier im Recht
Jeder Fall ist einzeln und gesondert zu betrachten, so viel ist sicher. Der im Grundgesetz verankerte Tierschutz (Art. 20 a GG) und das Tierschutzgesetz sind jedoch zwingende Grundsätze unseres Zusammenlebens und unserer heutigen Wertvorstellungen. Diese haben ausnahmslos Beachtung zu finden.
Dieser Grundgedanke ergibt sich aus der
Verantwortung des Menschen gegenüber den Tieren als unseren
Mitgeschöpfen. Es ist unsere Aufgabe, das Leben der Tiere und deren
Wohlbefinden zu schützen, denn niemand darf einem Tier ohne
vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Wir werden
nicht aufgeben und mit unseren Mandanten zusammen für ihren Hund
kämpfen.
Die Stimme der Tiere zählt!
Alle die hier gezeigten Hunde sind beispielhafte „Schattenhunde“, denn alle haben sie schon Menschen gebissen und warten im Tierheim auf ein neues Zuhause! Warum was passiert ist haben wir in vielen Beitragen bereits erläutert. In den richtigen Händen, bei den richtigen Menschen, sind es auch NUR HUNDE, genauso wenig oder genauso stark gefährlich wie ganz viele andere unter uns lebende Hunde auch. Und keiner davon soll frühzeitig sterben aufgrund einer behördlichen Anordnung!!!!!
Gebrauchshunde …
also Hunde, die über Jahrzehnte und länger gezüchtet und gehalten wurden, um dem Menschen zuzuarbeiten. Es waren „Nutztiere“ für Menschen, die in der Natur gearbeitet haben. Sie wurden auch nur an Menschen weitergegeben, die ebenso arbeiten. Leider hat sich das vor ca. 40 Jahren so laaaangsam verändert.
Wo noch vor 30 Jahren niemals ein NICHT-Jäger einen Weimaraner bekommen hätte, Hunde die als „mannscharf“ gezüchtet wurden, als knallharte Jagdhunde mit ausgeprägtem „Schutztrieb“, wie es genannt wurde. Nun gibt es diese Hunde überall, sie sind chic, haben sich aber nicht wesentlich verändert. Dazu kommt, dass sie den Labradoren eingezüchtet werden, um schnell an die Modefarbe blau zu kommen. Somit bekommen wir nun Labradore, die eigentlich friedliche familienfreundliche Jagdhunde waren und nun immer öfters mit Beißvorfällen im Tierheim landen, die Anzahl der blauen Labradore überwiegt!
Anfangen müsste es also bei den Züchtern und Verkäufern dieser Tiere. Unsere Forderung daher: Weniger Zucht und Verkauf nur in fachliche Hände.
Das wird aber unser Problem in den Tierheimen nicht lösen! Es gibt unter den Schattenhunden eine überdurchschnittliche Zahl an Arbeitshunden. Sie werden falsch gezüchtet, falsch gehalten, falsch erzogen und tun letztendlich das, was sie genetisch mitgebracht haben.
Wenn wir also im Tierheim einen solchen Hund bekommen, dann dürfen wir uns nicht versperren, diese Hunde auch wieder in Hände zu geben, die sich damit auskennen oder die sie „gebrauchen“ können. Ganz sicher ist das nicht das gepolsterte Bettchen und pinkes Brustgeschirr. Doch was brauchen die Hunde wirklich? Selbstverständlich liegen sie auch gerne weich JA! Selbstverständlich brauchen sie Kontakt zu Menschen, JA!
Man kann gegen Jagd sein, man kann gegen Viehhaltung sein, man darf ruhig Veganer sein. Aber Menschen, die so leben und arbeiten brauchen Hunde, die ihnen helfen. Wenn dann diese Menschen sogar ins Tierheim kommen, um einen Hund zu holen, dann sollte es möglich sein, eigene Wunschvorstellungen zurückzustellen zum Wohle des Hundes. Denn in seinem Zwinger im Tierheim lebt er sicherlich nicht besser als bei einem der vorgenannten Stellen.
Die Bilder heute zeigen beispielhaft die Kangalhündin Daisy. Daisy wurde in einem Hinterhof geboren, bei Menschen, die KEINE Schafe haben aber Hunde vermehren. Sie schreiben die Hunde bei EBAY zum Verkauf aus. Eine junge alleinstehende Mutter in einer Hochhaussiedlung überlegte am Abend vorher, dass ihre Tochter morgen Geburtstag hat und sich einen Hund wünscht. Da sie noch kein Geschenk hatte, schaute sie bei EBAY. Am nächsten dran und günstig noch dazu fand sie einen Wurf Kangals. Gesagt getan, sie fuhr gleich morgens zum Verkäufer und erstand auch widerstandslos einen Welpen. Daisy. Sie war 3 Monate alt und eigentlich schon viel zu groß. Aber die Zeit drängte.
Glücklicherweise merkte die Mutter schon abends, dass Daisy nicht in ihr Leben passt und wollte sie dem Verkäufer zurück bringen. Der lehnte dankend ab. Also Tierheim.
Der Vermittlungstext des Tierheims:
Daisy ist eine Privatabgabe. Nochmal wird sie nicht in den falschen Händen landen. Wir werden sie nur an geeignete, herdenschutzhunderfahrene Halter abgeben. Die junge Herdenschützerin würden der eigentlich ihr zugedachten Rolle als Beschützerin von Schafen sehen, denn schon jetzt mit ihren 4 Monaten zeigt sie eine gewisse Ernsthaftigkeit, und großes Selbstbewusstsein.
Wenn man die Bilder genau betrachtet, sieht man keinen fröhlichen unbeschwerten Hund. So kam Daisy auch in eine Schäferei, wo sie sich glücklicherweise sehr gut in die bestehende Hundegruppe eingliedert und jetzt schon eine sehr gute Arbeit abliefert als Herdenschutzhund in einer Herde von vielen Schafen und Ziegen.
Jetzt wird der Aufschrei groß sein! „ich habe einen Herdenschutzhund, Jagdhund, Schäferhund . . . . und der lebt brav und unauffällig in der Familie“
Keiner widerspricht. Die Zahlen in den Tierheimen sagen nur etwas anderes, und deshalb schaut genau hin, wenn ihr einen solchen Hund habt, was er wirklich braucht, und wie er wirklich ist. Und gebt, um euch selbst zu entlasten, auch Menschen, die mit Hunden arbeiten eine Chance!
Grimm, eine klassische Sicherstellung mit der Tierheime heute zu tun haben.
Grimm befindet sich im Tierheim Koblenz.
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TINO-Bravehearts – „Angsthunde“
Nachdem
es bei TINO schon sehr erfolgreich das Hundetraining 2.0 gab, das
bereits vorgestellt wurde, nämlich eine ehrenamtliche Trainingsgruppe
für die schwierigen Hunde im Aggressionsbereich, ergab sich die Idee,
Ähnliches auch mit den „Angsthunden“ zu probieren. Denn es wurden immer
mehr, vor allem Übernahmen aus anderen Tierheimen, so dass die Not
bereits groß war und die Zeit für die Pfleger oder die wenigen Wissenden
um „Angsthunde“ einfach nicht reichte, um alle zeitnah ins Leben zu
holen. Es fanden sich über einen Aufruf bald mutige Menschen, die bereit
waren, zusammen mit einer erfahrenen Trainerin traumatischer Hunde
unter Anleitung mit diesen Hunden zu arbeiten.
Begonnen wurde mit
einem Theorie-Seminar, in dem alle Formen der Angst, aber auch diese
wichtigen Unterschiede zu Misstrauen oder Ängstlichkeit erklärt wurde.
Danach wurde in Filmen gezeigt, wie wir bei einzelnen Hunden vorgehen
würden und auf was zu achten ist. Abschließend wurde genau das
Sicherheitsequipment besprochen und per praktischer Übung die Handhabung
gezeigt.
Und dann legten sie los. Man sieht im Film einzelne Hunde
und ihre rapide Entwicklung. Lake, ein schwarzbrauner Mischling ist der
Typ Hund, der keinesfalls gerettet werden wollte. Bei ihm dauerte es
lange, bis er einer Person vertraute. Mittlerweile geht er schon an der
Leine, aber bei ihm wird es noch sehr lange dauern, es ist ein Hund, der
sich vermutlich immer nur scheinorientieren wird. Er braucht einfach
die Menschen nicht. Bei Lucy, auch einer schwarzbraunen Hündin, ist es
ähnlich. Sie griff an, wenn man die Box betrat und wollte sich partout
nicht auf Menschen einlassen. Deshalb wurde der erste Kotabsatz im
Freien auch besonders gefeiert. Nick, ein kleinerer dunkelbrauner Rüde,
kam jung ins Tierheim und galt als gefährlicher Angsthund. . Er ist
mittlerweile vermittelt. Princess, eine kleinere Malimix-Hündin ist noch
jung und relativ offen für Neues, lebte aber auch schon 9 Monate in
einem deutschen Tierheim. Betty, eine hübsche Colliemix-Hündin, lebte 3 ½
Jahre in einem Zwinger im deutschen Tierheim. Nachdem das Vertrauen
erst einmal da war, war sie nicht mehr zu bremsen. Ihr half Bewegung und
Abenteuer, gemeinsames Erleben, festigte ihr Vertrauen zu Menschen. Sie
ist bereit und offen für eine Vermittlung. Gemeinsame Spaziergänge und
Ausflüge machen nicht nur den Menschen sondern auch den Hunden viel
Spaß, zeigen, wie schon das Leben sein kann, und machen den „Angsthasen“
Mut, mit uns ins Leben zu kommen.
Man muss dranbleiben bei diesen
Hunden, es macht keinen Sinn mal bei Zeit und Laune mit ihnen zu
arbeiten und sie den Rest der Zeit alleine zu lassen. Unsere
Ehrenamtlichen Helfer sind sehr engagiert und kommen auch außerhalb der
Trainingszeiten und machen etwas mit ihrem Patenhund. Ob nur aus der
Hand füttern, Maulkorbtraining, Fellpflege, oder sogar schon
Spaziergänge, in Absprache ist alles erlaubt, was dem Hund hilft.
Unsere Trainings-Gruppe Bravehearts darf gerne kopiert werden, wir würden uns alle sehr freuen, wenn auch andere Hunde von dieser Idee profizieren und aus ihrem Schattendasein ins Leben finden!
Tyson …
… lebte schon 4 Jahre scheu im Tierheim in einem Auslauf mit anderen Hunden als Schattenhund. Einmal im Jahr wurde er mit der Fangstange gefangen, um ihn zu impfen und notwendige Behandlungen durchzuführen. Bei dieser Prozedur hat er trotz Vorsichtsmaßnahmen jedes Mal zugelangt und heftig gebissen. Im Rahmen der Fortbildungsreihe des LTVH „Hundekunde“ sollten die Vereine schwierige Hunde aus dem Tierheim mitbringen. Obwohl wir große Bedenken hatten, haben wir Thyson mit der Stange eingefangen und in einer Transportbox zum Workshop mitgenommen.
Meinerseits konnte ich nicht glauben, dass man Thyson – so wild, scheu und aggressiv er sich nun schon 4 Jahre bei uns zeigte – noch irgendwie hinbekommen oder sein Verhalten nur verbessern könnte. Doch wir vertrauten den Dozenten aufgrund vorhergehender Workshops.
Als der Hund im Seminarraum aus der Box geholt werden sollte, waren wir zunächst entsetzt. Doch mit unendlicher Geduld wurde der Hund mit Stange aus der Box geholt, er konnte gut mitgehen, ohne panisch zu werden. Dann wurde ihm mit gleicher Geduld eine Maulschlaufe umgebunden und ein passender Maulkorb aufgezogen. Alles in viel Ruhe und ohne Aggression auch von Thysons Seite aus. Er spürte sofort, dass ihm niemand schaden wollte. Es wurde ein Halsband und eine Leine angezogen und verschiedene Personen bewegten sich mit ihm, man konnte gut erkennen, dass ihm das Laufen an der Leine nicht fremd war. Ein großer Vorteil für die weitere Arbeit.
Ab dem nächsten Tag haben wir mit Thyson täglich weitergearbeitet. Schon nach einer Woche konnten wir den Maulkorb ritualisiert ohne Gefährdung anziehen, Thyson genoss sichtlich nun auch den Kontakt mit den Menschen. Er bekam Privilegien, durfte jetzt mit ins Büro und bekam Leckerchen zugesteckt. Er wurde vom Schattenhund zum Bürohund und lief zwischen den Besuchern. Weitere Aufgabe war, in sozial immer besser ins Leben zu integrieren. Mit körpersprachlicher Arbeit und Ritualen wurde Thyson immer sicherer und lieber. Er folgte bald ohne Leine den Mitarbeitern. Keine drei Monate später konnte Thyson vermittelt werden. Mit neuem Namen begann sein neues Leben, er heißt heute Tamilo.
Thyson/Tamilo kann heute frei ohne Leine laufen und hat einen guten unauffälligen Umgang mit Menschen. Mit Artgenossen hatte er ja nie Probleme.
Er kommt immer wieder zu Besuch ins Tierheim und marschiert dann selbstverständlich ins Büro, so wie früher, obwohl wir ihm so Manches aufgezwungen hatten.
Nach Tamilo begannen wir, mit allen Angsthunden so zu arbeiten, viele davon waren langjährige Schattenhunde, auch sie fanden ein neues Zuhause, was wir vorher als undenkbar erachteten.
Die Vereine, Pflegestellen …
… oder aber auch die Besitzer kommen immer mehr mit sogenannten „Angsthunden“ in Kontakt. Angst macht Angst, Fehler zu machen, man macht lieber nichts und lässt die Hunde in diesen Emotionen stecken. Wie im Aggressionsbereich gibt es auch hier „Spezialisten“, die Geld damit verdienen und sich solcher Hunde annehmen. Es ist mittlerweile ein Markt. Folgende Geschichte wurde uns zugeschickt:
Nikita kenne ich aus Rumänien, Sie kam schon als Welpe mit ihren Geschwistern in das Shelter. Sie zeigte sich dort etwas unsicher uns gegenüber. Bei Menschen, die sie kannte, war eine Annäherung kein Problem. Nikita verhielt sich so wie viele Hunde, die ich in Rumänien kennen lernte, schüchtern, misstrauisch, beobachtend, klug. Kein wirklicher Angsthund, aber genau so, wie man sie mittlerweile aus den östlichen Ländern kennt.
Am 3. Nov. 18 kommt Nikita nach Deutschland, sie ist zu dem Zeitpunkt ca. 10 Monate alt. Die Pflegestelle kommt nicht an sie ran, da sie nicht freiwillig zu den Menschen geht. Der Verein sucht sich Hilfe bei einer ‚Angsthundetrainerin‘, die sie Ende November übernimmt.
Ihre Einschätzung war, dass „Nikita Berührungen nur akzeptiert, wenn sie nicht flüchten kann, sie weicht bei Möglichkeit aus. Man muss die Arbeit langsam angehen lassen, weil sie sehr panisch werden kann, wenn man sie am Flüchten hindert. Sind wir im Haus, ist sie mit dabei aber immer auf der Hut. Ist sie im Freilauf und ich komme raus verbellt sie mich. Aber bis auf Trockenfutter verschmäht sie nichts, nur das was sie nicht kennt. Und das ist immer ein Weg, um mit ihr in Kontakt zu gehen. Mittlerweile macht sie auch keine Anstalten mehr, wenn sie wieder ins Haus soll. Es muss allerdings immer ein Hund bei ihr sein, der sie mit rein zieht. Ist sie alleine zurückgeblieben, traut sie sich nicht und rast laut bellend durch den Auslauf oder sitzt einfach da. Es wird eigentlich nicht besser.“
6 Monate später, 13. April 2019 ein Vermittlungstext der Trainerin: „Nikita ist eine junge Hündin, die in ihren ersten 2 Jahren ausser der Unterkunft bei rumänischen Tierschützern, wo sie mit ihren Geschwistern aufgewachsen ist, nichts erlebt hat. Das ist der Grund, weshalb sie sich unter Hunden wohl fühlt, unter Menschen unsicher ist und ihr das Verlassen vertrauter Umgebung an der Leine Angst macht. Nicht mehr wie am Anfang aber entspannt an Leine, schnuppernd, das kann sie noch nicht. Sie hat immer den Menschen und die Leine im Blick. Anleinen lässt sie sich, manchmal gleich, manchmal muss sie erst ein paar aufgeregte Runden drehen. Aufgeregte Runden, laut bellend und knurrend, dreht sie auch dann, wenn sie im Freilauf ist und Mensch dazu kommt oder auch fremder Hund. Sie umkreist aber attackiert nicht. Auch alles was sich außerhalb des Zaunes bewegt wird verbellt. Nikita ist im Freilauf/Garten wachsam und meldet. Im Haus dagegen absolut ruhig. Sie ist neugierig und Leckerlies sind immer willkommen. Drin wie draußen, nur nicht an Leine. Berührungen geht sie bei Fremden aus dem Weg, nimmt aber gerne Futter. Berührungen hier in der Therapie kann sie mittlerweile genießen, sie braucht Vertrauen. Sie gehört nicht zu den Angsthunden, die erstarren und alles über sich ergehen lassen. Je mehr Aufregung desto mehr Bewegung braucht sie. Nikita ist eine grundsätzlich freundliche Hündin mit einer guten Portion eigenem Willen. Genauso bei Hunden. Futter sollte nicht zur freien Verfügung sein. Verspielt aber mitunter sehr überschwänglich, sodass sie von Spielpartnern oft nur mit einem klaren Nein zu stoppen ist. Es wird kurz laut auf beiden Seiten und dann ist Schluss. Im Haus spielt sie (noch) nicht. Da Nikita auf unbestimmte Zeit nicht von der Leine darf, sich an Leine bisher auch nicht auslastet, aber eigentlich ein sehr agiler, wendiger und schneller Hund ist, wäre ein Zuhause wichtig mit einem Zweithund, dem sie vertraut, der sie nicht bedrängt oder dominiert. Rüde wäre von Vorteil, weil sie bei Hündinnen mitunter nachtragend sein kann, fletscht, kurze Attacken startet und dann auf unbestimmte Zeit in die Vermeidung geht. Sie muss sich körperlich auslasten können, weil Unsicherheit und Angst Stress erzeugen und Stress braucht Bewegung, um abgebaut werden zu können. Ein aktiver, nicht dominanter Rüde, Größe nach oben offen. Kleine oder sehr kleine Hunde eher nicht. Es sei denn sie sind selbstbewusst und lassen sich nicht mit Beute verwechseln. Nikita zieht um mit Zugstopphalsband, Sicherheitsgeschirr und Schleppleine. Sie braucht einfühlsame Menschen, die aber auch Regeln und Struktur in ihren Alltag bringen. Menschen, die verstehen, dass sie Zeit braucht um anzukommen und um nicht mehr weglaufen zu wollen. Menschen, die auf sie aufpassen, bis sie wirklich angekommen ist und bleiben will. Nikita hat das Potential zu einer fröhlichen, gelehrigen Hündin, mit der man viel Spaß haben und irgendwann auch richtig kuscheln kann. Aufgrund der anfangs bestehenden Fluchtgefahr sollten im neuen Zuhause wenn überhaupt nur 1-2 ältere Kinder sein, die schon verstehen worum es geht. Spaziergänge ausschließlich mit Erwachsenen. Wohnumgebung ruhig, Ortsrandlage“.
Der Verein war irgendwann nicht mehr in der Lage, die Therapiekosten
für den Hund weiter zu tragen und suchte nach einer anderen Lösung, da
sich keine nennenswerte Entwicklung abzeichnete und eine Vermittlung,
laut Trainerin, noch ausgeschlossen sei. So kam der Hund zu einem
kleinen Verein in Tirol, der sich auch vor Ort in Rumänien engagiert.
Mit dem Hund mitgegeben wurde eine Gebrauchsanweisung.
„Im Haus total ruhig, draußen rast sie laut bellen am Zaun entlang und
jagt alles was vorbeifährt oder verbellt den Nachbarn im Garten, das
würde sie stundenlang machen, wenn man sie nicht stoppt mit einem klaren
Nikita NEIN. Was aber nicht heißt, dass sie es sich nicht doch nochmal
überlegt. Im großen Auslauf lässt sie sich anfassen aber nicht anleinen.
Im kleinen Auslauf mittlerweile setzt sie sich und lässt ich anbinden.
Ins Haus kommt sie nicht von alleine. Für Dosenfutter o.ä. sofort für
alles andere vielleicht. Rohes Fleisch mag sie nicht. Von nur
Dosenfutter bekommt sie Durchfall. Ich weiche Trockenfutter ein und
mache Dose dran. In neuer Umgebung vermute ich, dass sie auch für das
beste Futter nicht reinkommen wird. Vorsicht bei Futter….sie kann sich
heftig prügeln für Futter was am Boden liegt, aus der Hand kein
Problem. Mit Welpen muss man etwas aufpassen, da hat sie keine hohe
Reizschwelle. Sie zieht die Lefzen, sieht nur meist keiner, und startet
dann pfeilschnell durch, attackiert entweder über Lautstärke oder zwickt
auch. Sie hatte kein Sozialverhalten als sie kam. …………….Aber aus der
Haustür raus, durch einen 3m Flur geht sie vor mir aber rückwärts, immer
den im Auge, der die Leine hat. Irgendwas muss sie erlebt haben mit
Leine und wenn es für den Transport war. Auffällig war, dass sie nachts
extrem durchgedreht ist, tagsüber ging es besser. Sie läuft nun toll mit
draußen aber bewegt sich nicht frei, die Leine ist ihr unheimlich.
Lässt sich aber gut und gerne anbinden. Im Haus kommt sie zwischendrin
immer mal, wenn ich irgendwo sitze und will gestreichelt werden. das mag
sie. Auffallend war, dass sie beim 1. Mal kleiner Auslauf, ca. 50 qm,
völlig panisch wurde, den Zaun in die Zähne nahm und durch zu beißen
versuchte, entlang raste und abgemessen hat, ob sie drüber kommt, und
als das alles nicht klappte, hat sie sich in die hinterste Ecke gekauert
und sich versteckt. Da war wohl die Haltung in Rumänien Thema
plötzlich. Nach ein paar Tagen bewegte sie sich und mittlerweile spielt
sie und saust rum.
Das mal bis hierhin. Wenn noch Fragen sind,
einfach fragen. Ach so, Geschirr findet sie doof, lässt es sich ohne
Probleme mittlerweile anziehen, geht damit auch los und wenn Zug
draufkommt, kann es passieren, dass sie Krokodilrollen dreht. Aber sie
fängt sich dann auch wieder. Liebe Grüße„
Am 1. 8. , also nach 9 Monaten in Deutschland, zieht Nikita nach Tirol. Die Pflegestelle berichtete: „Am 4.8. spielt Nikita entspannt bei mir Garten, geht mit spazieren, kommt mit in die Hundeschule, muss mit im Auto fahren und sich hier an meine Regeln halten. Das Halsband musste ich runterschneiden, es war so eng. Das Panikgeschirr hat am Bauch derart eingeschnitten, dass sie nicht richtig laufen konnte. Ich habe alles runter gemacht, ein Zugstopp-Halsband und ein neues Panikgeschirr drauf gemacht.
Ab 20.8. war Nikita beim Wandern in den Bergen im Freilauf.
Ich mute Hunden immer sehr viel zu, biete ihnen Zuwendung, Zeit und
Zärtlichkeit. Zur Verfügung stelle ich ihnen Sicherheit, Stabilität und
Grenzen. Spricht man Hunden nicht alles ab, lässt man sie auch mal Hund
sein, werden sie nicht nur gefördert sondern auch gefordert, macht das
was mit Hunden. Nimmt man Hunde an die Hand, meistert Situationen, die
dem Hund nicht geheuer sind, wird Stress empfunden. Es ist nachgewiesen,
dass Menschen und auch Hunde nach der Bewältigung von Stresssituationen
gestärkt heraus kommen.
Erfahrungen, an denen wir gewachsen sind, Leistungen, die uns mit Stolz erfüllten dies benötigt eine erhöhte Form der Beanspruchung an unseren Organismus. Wir wachsen an Herausforderungen, auch wenn es dazu Mut bedarf. Jede gemachte Erfahrung besonders mit einem Sozialpartner stärkt das Vertrauen in die Beziehung und auch in die eigene Kompetenz. Man könnte sich fragen, ob Stress am Ende vielleicht sogar glücklich macht?
Nach 4 Wochen in der
Pflegestelle ist Nikita am 4.9. ist in ihr neues zu Hause gezogen. Auf
einen Reiterhof in eine große Familie mit Kindern, groß und klein,
vielen Menschen, Lamas und Alpakas. Es hat etwas gebraucht, aber sie
läuft nun dort ohne Leine am Rad. Weil sie als Hund behandelt wird und
nicht als Individuum das man vor dem Leben fernhält.“
Wir wollen
auch hier nicht über Methodik diskutieren, es gibt viele Wege, Zeitdruck
macht es bei diesen Hunden nicht besser. ABER man muss die Hunde ganz
genau anschauen, denn Angsthund ist nicht Angsthund! Nikita war eben
kein wirklicher Angsthund, man musste ihr das Leben zeigen, das sie noch
nicht kennt.
Man muss genauestens unterscheiden ob ängstlich, misstrauisch, unsicher oder depriviert z. B., was die aller wenigsten Hunde sind, bei denen das diagnostiziert wird! Weil der Ansatz bei jeder dieser Eigenschaften ein anderer sein muss. Doch auch hier ist zu sagen, wo und wie kann ich das lernen!? Hundepfleger können das oft nicht unterscheiden, und wenn ja, werden sie ausgebremst von den Tierschützern, die sich schützend über den Hund legen und jede Form der Manipulation am Hund verbieten, denn er hat ja so eine Angst …….
Scarborough …
… oder auch liebevollvoll Scarry genannt
Scarry kam als Welpe aus Rumänien und lebte in einem deutschen Tierheim. Er war sehr scheu, lief weg sobald Menschen in die Nähe kamen, er wollte sich nicht anfassen lassen. Irgendwann bei dem Versuch ihn zu greifen, passierte es, er biss den Pfleger. Es folgte Entsetzen und Hilflosigkeit. Seine Artgenossen waren offener und konnten vermittelt werden. Zurück blieb Scarry, völlig isoliert und separiert. Er lebte in einem Einzelzwinger, gefüttert wurde er durch eine Klappe. Von diesem Moment an hatte er keine Sozialkontakte mehr, weder zu Menschen noch zu Hunden. Da Scarry während mehrerer Monate bei Kontaktversuchen jedesmal böse knurre und Attacken fuhr, eine Besserung aussichtslos erschien, wurde beschlossen, dass der Hund eingeschläfert werden sollte. Nicht aus bösem Willen, einfach weil man nicht weiterwusste. Keiner hatte eine Lösung und man wollte nicht riskieren, dass jemand ernsthaft gebissen wurde. Gerettet um hier zu sterben?
Glücklicherweise kam es nicht dazu. Der Verein informierte den Importverein (Tierhilfe Hoffnung,SMEURA), der sofort reagierte. Scarry bekam einen Platz in einem Tierheim, in dem man viel Erfahrung hatte mit solchen Hunden. Es kam ein Hund an, der spindeldürr war. Er hatte in seiner Angst und dem Stress in der Isolation nur das zum Überleben benötigte Futter angerührt. Aber auch jetzt erwies sich der Umgang mit ihm als zunächst sehr schwierig. Zwar hatte er jetzt Kontakt zu Hunden, er lebte in einer Hundegruppe und kam dort auch gut klar. Aber sobald ein Mensch ihn anschaute oder ansprach, kotete und pinkelte er unter sich vor Angst. Da er immer noch nicht gut fraß musste er jeden Tag für das Füttern von der Gruppe separiert und in einen Raum gebracht werden. Die erfahrenen Pfleger konnten ihn jetzt anfassen und auch in den Raum tragen. Aber fast jeden Tag mussten sich die Pfleger, nachdem sie ihn auf dem Arm hatten, komplett umziehen. Er zeigte immer noch starke Stresssymptome, so dass man sogar bei dem jungen Hund ein Trauma vermutete oder aber, dass er durch die lange Isolierung in so jungem Alter einen irreparablen Schaden erlitten hätte.
Glücklicherweise sollten sie Unrecht haben, denn Scarry hat es geschafft. In 4 Monaten Beharrlichkeit, das Einfordern von Nähe, das Angebot von Bewegung, das Spiel mit Artgenossen, Lernen durch Beobachtung, Rituale in der Tierheim-Arbeit haben es gemeinsam geschafft. Er hat seine Angst überwunden. Er konnte nach und nach Vertrauen fassen und wurde zu einem fröhlichen Junghund. Zunächst fing er an, Spaziergänge mit seinen Gassigehern zu genießen und bald fand er sogar das Streicheln schön. Heute, 15 Monate alt, ist er auf Pflegestelle und ein lustiger junger Hund. Fremden Menschen gegenüber ist er weiterhin skeptisch, aber das ist typisch für seine Rasse, Scarry ist vermutlich ein Ciobanesc Romanesc Carpatin-Mix und wird Fremden gegenüber ein Stück weit reserviert bleiben. Sonst ist er wie ein ganz normaler junger Hund, teilweise rotzfrech, fröhlich und verspielt. Ein Schattenhund, der es geschafft hat.