Das klagen der Tierheime – Wegen Überfüllung geschlossen

Verzweiflung macht sich breit

von Ute Heberer

. . . . es ist schon eine Zeit vergangen, seit wir das letzte Mal einen Post veröffentlicht haben. In dieser Zeit liefen Gespräche mit Veterinärämtern, Gemeindevertretern, Ministerien. Überall stoßen wir auf offene Türen und offene Ohren. Doch zuständig oder verantwortlich sind immer die anderen. Wir hoffen zwar sehr, einiges „losgetreten“ zu haben. Aber durch Corona blieb halt auch viel liegen. Nichts geht voran. Nichts?

Doch! All unsere Warnungen, Hilferufe manifestieren sich gerade und wir sind hilflos verzweifelt. Ausnahmslos alle Tierheime klagen. Alle sind mit bissigen Hunden überfüllt und überfordert. Es herrscht genereller Aufnahmestopp. Doch die Aufnahme-Anfragen explodieren. Es ist so weit. Rien ne va plus.

Anbei – um die Situation zu verdeutlichen – willkürlich ausgewählte wortgetreue Kommunikationen mit Hundehaltern und Tierschutzvereinen aus den letzten Tagen:

„Und zwar handelt es sich um meine 1,5 Jahre alte Husky Hündin, für die ich ein artgerechtes Zuhause suche. Vor einigen Wochen ist unser Rüde verstorben, Seitdem fühlt sie sich bei uns einfach nicht mehr wohl. Ihr fehlt ihr Spielkamerad, sie zieht sich nur noch zurück, möchte mit uns nicht mehr spielen. Mir wäre es wichtig, dass es ihr gut geht und sie ein Zuhause findet, wo sie alles bekommt, was sie glücklich macht und sie einen neuen Spielkamerad an ihrer Seite hat….“

„Auf der Suche nach einem geeigneten Platz für einen Tierschutzhund sind wir auf euch aufmerksam gemacht worden. Genauer gesagt, für einen jungen Rüden, 1,5 Jahre, der von seiner Familie nach 1 Jahr wieder abgegeben wurde. …. Leider gab es hier jedoch kürzlich einen Beissvorfall, sodass er nicht länger dortbleiben kann. Bei dem Rüden wird ein Teil Herdenschutzhund vorhanden sein. Marker- und Maulkorbtraining wurde begonnen. Wir sind allerdings ratlos, wohin mit ihm…..“

„Jxxx kommt vom Verein XXXX und ja ich habe mich mit diesem in Verbindung gesetzt. Hier wurde mir jedoch mitgeteilt, dass sie ihn nicht aufnehmen können und mich an die Tierheime etc. wenden soll, da er ja seit 1 1/2 Jahren bereits bei mir ist. Anbei ein Foto meiner aktuellsten Verletzung. Er hatte auch meinen Partner gebissen, hier hab ich jedoch derzeit kein Foto. Ich bin derzeit sehr am Verzweifeln, da er eigentlich kein böser Hund ist und mit Führung und viel Training eigentlich handelbar ist. Ich trau mir dieses jedoch nicht mehr zu, da wir einfach schon zu viele Beißattacken hatten……“

„Wie bereits angesprochen geht es um unseren Malinois Rüden Axxxx, er ist 13 Monate alt und kam aus einem anderen Tierheim zu uns. Nachdem sein Halter mit Schlägen und Tritten auf ihn einwirkte, wurde er durch das Veterinäramt beschlagnahmt. Er stellt ein großes Problem für unseren Alltag dar, abgesehen von mir gibt es nur noch eine weitere Pflegerin die problemlos an ihn ran kann. …….und hoffe, dass ihr uns, bzw. ihm helfen könnt!“

„Hallo, nach sehr vielen Absagen von verschiedenen Tierheimen, Gnadenhöfen und anderen Organisationen sind Sie meine letzte Hoffnung…Schweren Herzens muss ich mich von meinem Hund Pxxxxx trennen. Er ist ein 4jähriger Hütehund und wiegt 50 kg. Er ist territorial, aufmerksam, verspielt und geht für seine Bezugsperson durchs Feuer. Auch hat er einen starken Beschützerinstinkt, gepaart mit Unsicherheit. Mit Weibchen verträgt er sich, mit Rüden eher nicht so………Alles verlief harmonisch, bis eine Frau ihm ein Leckerli geben wollte und sich über ihn beugte. Pxxxxx bekam Angst bzw. fühlte sich eingeengt/ bedroht und biss ihr ins Gesicht……
Wir können ihn leider nicht behalten und müssen schnellstmöglich eine Lösung finden. Den letzten Gang zum Tierarzt möchten wir ihm gerne ersparen. Allerdings können wir nicht mehr lange damit warten, wenn keine Lösung in Sicht ist….“

„Liebe Kollegen, wir wollen Ihren Hund nicht „geschenkt“ bekommen. Wir können es uns schlichtweg einfach nicht mehr leisten, Hunde von importierenden Vereinen kostenfrei aufzunehmen, weil sie Probleme machen. Wir sind mittlerweile übervoll mit genau solchen jungen Rüden. Wenn ein Verein sich Tierschutzverein nennt, Tiere „rettet“ und importiert, dann hat er dafür Sorge zu tragen, dass die Hunde hier einen adäquaten Platz finden und bleiben können. Nach mir die Sintflut ist der völlig falsche Ansatz, der uns jetzt mittlerweile in Deutschland richtig auf die Füße fällt.

Wir erhalten alleine täglich bis zu 5 Anrufe wegen Abgaben. Junge GROSSE Rüden bis 4 Jahre sind da die Regel. Importiert von Vereinen, die diese Hunde angepriesen haben als wundervolle Familienhunde, und die sich aus der Verantwortung nehmen, wenn die Hunde sich dann nicht erwartungsgemäß verhalten. Da die verzweifelten Übernehmer 10, 20 oder 30 Tierheime anrufen und überall abgewiesen werden, WAS passiert mit Ihren Hunden?
Ich kann es Ihnen sagen, wir steuern auf amerikanische Verhältnisse zu. Die Hunde werden eingeschläfert werden, weil es keine anderen Lösungen mehr gibt.

Übernehmen Sie bitte die Verantwortung für Ihre Tiere! Lebenslang! Zum Schutz und zur Rettung Ihrer Tiere!
Aufgrund mehrerer Notfälle sind wir tatsächlich jetzt auch übervoll. Ich könnte versuchen, einen Platz in einem näher liegenden Tierheim zu finden, wir sind gut vernetzt.
Dazu braucht es aber Ihre Zustimmung, weiterhin Verantwortung in Form von Pensionskosten zu übernehmen. Der jeweilige Verein wird mit dem Hund arbeiten und versuchen, ihn sobald es verantwortlich erscheint, in gute Hände abzugeben.
Der Schutzvertrag kann gerne über sie laufen, die entsprechende Vermittlungsgebühr auch. Kollegiale Grüße

Zeus lebt …

Wie bereits in mehreren Beiträgen berichtet, sollte Zeus aufgrund angenommener Gefährlichkeit getötet werden, ohne Chance auf Rehabilitation. Nun haben die Rechtsanwältinnen Chiappa und Hauser mit großer öffentlicher Unterstützung und einer Petition erwirkt, dass Zeus am Leben bleibt, er ist zunächst mal „gerettet“, nachhause darf er noch nicht. Dieser Schattenhund-Krimi ist noch lange nicht beendet. Aber lest selbst:

https://www.facebook.com/chiappaundhauserrechtrundumstier/posts/170934067745229?__xts__%5B0%5D=68.ARCFD9d8X1tANpFtCqDTcQk5TPr_PuSw8YqHkoJT8JgMhj_tVRDjZWWiH8MTlMEXqTOc7aGifiNZXU5lRIeom0IVaG7P0eS2-EgeM1rMcsIY9NajAm7vBR6JtiNHP0sNiTw1tL1b2_zhvBD-OiZGm-G6_NfLmJD7hacYU9fUMUFchfQ2LPFLwTvJxTem7qOfZfauXQF40Hw9mUEXR88pNPZzWeVaQbISLReTJJu5q9pqspsau4KhESqFox2Ae1mDiqZpDvMpdJk0a2sRv2Ci5-6cJEyMFtOF9iea9MctQpMMC0U3MDs39Wkud9ICr0X2x0kZ51Pb4orez0ug6_oEmrXWm9XTs1DsxYOl2N0Z564kF1LDwSFh94TQdCi10AUTWdWGcq62goZhszl6xZhdf4u55JpxJ408k2HeQVdHqi33z96Pgvx5Ioauj4ZNJdwDsxYz3gdUlFCAhbFrJvSgr-Zj_9q9rw4nwEp9tZZhNvoZLCkUzQtqyhDC448PREwqvA7CzE495o8veAt1Eybq4fZImz9_2GiPrjWjNGcSFNwDdZZUuLa8tjSDH0Tvug1y1qhRXdRu&__tn__=K-R

… und es ist still geworden …

Corona – Corvid-19 – Ausgangsbeschränkungen – Kontaktvermeidung – RKI – Desinfektionsmittel – Mundschutzmasken, Sicherheitsabstand… Beherrschende Themen in nahezu jeder Nachrichtenmeldung, jedem Telefonat, jeder Werbezeitschrift, jeder Behördenmeldung…

Menschenleer, überall… Innenstädte sind ausgestorben, Firmen geschlossen, nur systemrelevante Berufe arbeiten, alles andere wird zurückgestellt, die Menschen haben plötzlich Zeit -aber wofür?

Auch die Tierheime haben oftmals geschlossen, vor allem, um die so wichtigen Tierpfleger gegen Infektionen und Ansteckungen von außen zu schützen, denn wer würde sich bei unseren Schattenhunden um die notwendige Versorgung, das Füttern, Streicheln, Üben, den Weg in die Ausläufe, Versorgung bei Wunden und Krankheiten und den Weg zum Tierarzt kümmern? Nicht jede fremde Person kann einfach so in deren Zwinger oder Auslauf hinein (oder wieder heraus) gehen, nicht jeder kann ggfs. einen Maulkorb anziehen, einen Pfotenverband wechseln oder Kletten aus dem Fell ziehen…

Aber Tierheime sind noch so viel mehr als nur Unterkunft für die Tiere:
Sie sind Begegnungsstätte für Gassigeher und Katzenkuschler, Kaninchenfans und Meerschweinchenfreunde, hier treffen sich Menschen mit unterschiedlichsten Anlagen und Voraussetzungen, weil sie ein sie einendes gemeinsames Interesse haben – sie möchten Tieren etwas Gutes tun, sich kümmern, sich mit anderen Gleichgesinnten austauschen, Zuneigung zeigen…
Ganz häufig kommen Menschen zum Helfen ins Tierheim, weil sie aus Zeitgründen oder anderen Überlegungen heraus kein eigenes Tier halten können oder wollen – hier im Tierheim haben sie dennoch „ihre“ Tiere und wenn diese vermittelt werden, halten sie oft noch lange den Kontakt mit den neuen Besitzern…

Mit der Schließung eines Tierheimes fallen so viele wertvolle Begegnungen zunächst einmal für längere Zeit weg – und das gerade dann, wenn man am meisten Zeit hätte…
Kein Treffen der Jugendgruppe, kein Pfötchencafé, kein Gassigehen, keine Begegnung mit Kuschelkatzen und solchen, die es mal werden möchten, keine gemeinsame Wanderung, kein Tierheimflohmarkt, kein Osterbasar, kein kurzer Plausch nach der Gassirunde mit Gleichgesinnten, keine schnellen Tipps für die eigenen Schützlinge, …
Eine Gassigeherin schrieb uns „Das zieht mir jetzt echt den Boden unter den Füßen weg – nur mit der Aussicht auf das Freitagsgassi kann ich jede meiner anstrengenden Arbeitswochen aushalten!“ Berührend und beklemmend zugleich…

Tierheime sind so viel mehr als nur Versorgungsstätte für Tiere, die ein neues Zuhause suchen! Sie vereinen Menschen und Tiere mit den unterschiedlichsten Schicksalen, Erfahrungen, Traumata, Eigenarten, sie ermöglichen so viele gute Begegnungen.
Die Gewissheit, dass sich hier um jedes Tier gekümmert wird, dass keines aufgegeben wird und dass die Unterstützung eines jeden Menschen hier einen tiefen Sinn hat – einem Tier ein neues gutes Zuhause zu geben – macht Mut und zeigt sich in der Freude, mit der uns unsere Ehrenamtlichen sonst hier in den Tierheimen unterstützen…

… und jetzt ist es still geworden…

Bitte bleibt (oder werdet) alle gesund und vergesst unsere Tiere, besonders jedoch die Schattenhunde, nicht…