Eine wahre Geschichte …

… Eine dramatische Geschichte, die uns von einer Rechtsantwaltskanzlei zugeschickt wurde und ihr Ende noch nicht gefunden hat! Die Gefahr, auf die wir gerade mit den Schattenhunden zusteuern – nämlich das willkürliche Töten von Hunden ohne Grund, alleine schon aus Kostengründen – wird schneller als wir dachten Wirklichkeit! Wenn wir nichts dagegen tun . . . .

Amtliches Todesurteil für Hund mit bestandenem Wesenstest

Verfügung über die Tötung eines Hundes – trotz bestandenen Wesenstests hält Behörde an der Tötungsanordnung fest

Es ist kaum vorstellbar und dennoch ist es Realität:
Der Hund unserer Mandanten besteht einen von einer Sachverständigen im Hundewesen durchgeführten Wesenstest und trotzdem hält die Behörde weiterhin an der angeordneten Tötung des Hundes fest.

Es handelt sich um den derzeit wohl brisantesten Fall aus unserer Tätigkeit im Tierrecht. Über diesen beginnen wir heute zu berichten und decken auf.

Das Vorgehen der Behörde und nahezu der gesamte Ablauf des Verfahrens können von dem Leser eigentlich nur als absurd empfunden werden. Dennoch ist der Fall aus dem Leben und unserer täglichen Praxis gegriffen. Dieser ist von enormer Bedeutung und das sogar bundesweit.

Es kann jeden Hundehalter treffen Eine Verkettung unglücklicher Umstände – und die Mühlen der Verwaltung beginnen zu mahlen. Für uns ist es ein äußerst emotionaler Fall, unsere Mandanten jedoch bringt er tagtäglich an die Grenze des Ertragbaren.

Vor die Wahl gestellt – Behörde verlangt freiwillige Tötung

Unsere Mandanten wurden vor eine unmögliche Wahl gestellt: Entweder sie würden ihren Hund freiwillig einschläfern lassen oder aber es würde eine dahingehende Verfügung seitens der Behörde erlassen und die Tötung durch die Behörde zwangsweise durchgesetzt.

Die Antwort ist bis heute eindeutig: Ihr Hund soll leben

Unsere Mandanten entschieden sich dafür, ihren Hund nicht aufzugeben und zusammen mit uns für diesen bedingungslos zu kämpfen. Ein Kampf, der mittlerweile zwei Jahre andauert und noch nicht beendet ist. Ein tragische Verkettung von Umständen mit weitreichenden Folgen für Hund und Halter

Ein tragischer Vorfall war es zweifellos, als der Hund unserer Mandanten Anfang des Jahres 2018 bei einem Spaziergang einen alten Herrn ansprang, welcher bedauerlicherweise körperlich nicht in der Lage war, seinen Sturz abzufangen und sich so erhebliche Verletzungen im Gesicht zuzog. Der Fall wurde der Behörde gemeldet und durch diese ein behördliches Verfahren gegen unsere Mandanten als Hundehalter eingeleitet.

Das amtliche „Todesurteil“ war bereits vor Inaugenscheinnahme des Hundes abgesprochen und vereinbart Bei Durchsicht der behördlichen Verwaltungsakte mussten wir feststellen, dass bereits von Anfang an abgesprochen war, dass der Amtsveterinär eine Empfehlung zur Tötung des Hundes aussprechen werde.

Der Hund unserer Mandanten soll sterben

Unsere Mandanten entschieden sich, für ihren Hund zu kämpfen und teilten der Behörde mit, dass sie ihren Hund nicht freiwillig einschläfern lassen würden. Die Behörde hielt Wort und erließ dann– wie angekündigt – die Verfügung, in welcher die sofortige Tötung des Hundes angeordnet wurde.

In der Tötungsanordnung behauptet die Behörde pauschal und ungeprüft, der Hund sei zu gefährlich, um von irgendeiner Person gehalten zu werden. Auch und gerade ein Tierheim, welches zur Haltung gefährlicher Hunde berechtigt und befähigt ist, sei nicht in der Lage den Hund aufgrund dessen Gefährlichkeit zu halten.

An dieser Stelle begann der nun seit zwei Jahren andauernde Kampf um das Leben ihres Hundes In Folge der Tötungsanordnung unternahmen unsere Mandanten alles in ihrer Macht stehende, um das Leben ihres Hundes zu retten.

Unsere Mandanten stellten ihren Hund auf eigene Kosten einer Problemhundetrainerin und drei öffentlich bestellten und anerkannten Sachverständigen im Hundewesen vor.

Das Ergebnis fiel einheitlich aus:

Der Hund darf nicht getötet werden! Die Sachverständigen im Hundewesen bescheinigten ausnahmslos, dass sie eine Tötung des Hundes für absolut unverhältnismäßig halten und die Tötung eklatant gegen das Tierschutzgesetz verstoßen würde.

Unsere Mandanten verbrachten ihren Hund in ein Tierheim, das über eine Erlaubnis zum Halten gefährlicher Hunde verfügt, um die von der Behörde behauptete Gefährdung der Allgemeinheit auszuschließen und zu widerlegen.

Hund besteht Wesenstest

Der Hund unserer Mandanten wurde einem Wesenstest unterzogen, welcher von einer öffentlich bestellten und anerkannten Sachverständigen im Hundewesen nach anerkannten Standards durchgeführt wurde. Der Hund bestand den Wesenstest unstreitig ohne Beanstandungen. Die Sachverständige attestierte, dass es sich nicht um einen gefährlichen Hund im Sinne des Landeshundegesetzes handele. Es wurde erneut bescheinigt, dass die Tötung unter keinem Gesichtspunkt vertretbar ist.

Behörde ignoriert Expertenmeinungen und missachtet Tierschutzgesetz

Trotz der einstimmigen Expertenmeinungen hält die Behörde weiterhin an der von ihr angeordneten Tötung des Hundes fest. Tierschutzrechtliche Aspekte bleiben völlig außer Acht.

Wie lässt sich das Verhalten der Behörde rechtfertigen?

Unserer Auffassung nach überhaupt nicht. Denn Behörden sind an Recht und Gesetz gebunden. Sie unterliegen dem sog. Grundsatz der Gesetzmäßigkeit der Verwaltung. Dies ist Ausfluss des in Deutschland geltenden Rechtsstaatsprinzips. Gesetze – hier das Tierschutzgesetz – müssen von Behörden zwingend beachtet werden.

Tierschutzrechtliche Erwägungen sind somit auch in unserem Fall von der Behörde zu berücksichtigen. Die Tötung des Hundes unserer Mandanten ist unter keinem tatsächlichen oder rechtlichen Gesichtspunkt zu rechtfertigen. Wir können und werden die Tötungsanordnung nicht akzeptieren. Milderen Mitteln ist zwingend der Vorzug zu geben.

Es gibt immer eine Alternative – die Handlungsmöglichkeiten der Behörde Kommt eine Behörde nach ihren Ermittlungen tatsächlich zu dem Schluss, dass es sich um einen gefährlichen Hund handelt, ist sie berechtigt und verpflichtet, verhältnismäßige und dem Einzelfall gerecht werdende Maßnahmen anzuordnen, um der festgestellten Gefährlichkeit entgegenzuwirken und eine Gefahr für die Bevölkerung auszuschließen.

Die Handlungsalternativen der Behörde sind vielfältig. In Betracht kommen unter anderem die Anordnung eines Leinenzwangs, die Anordnung eines Maulkorbzwangs und – unter anderem – die Auflage, dass der Hund nur noch durch eine bestimmte Person geführt werden darf. Die Tötung eines Hundes ist das letzte Mittel der Wahl und sollte nur in absoluten Ausnahmefällen eingesetzt werden.

Die Tötung muss eine Ausnahme mit hohen Hürden bleiben Bevor eine Behörde die Tötung eines Hundes anordnen darf, muss sie zwingend überprüfen, ob auch mildere Maßnahmen genügen, um einer möglichen von dem Hund ausgehenden Gefahr entgegenzuwirken. Jeder Hundehalter denkt in einer solchen Situation erst einmal an einen Leinen- oder Maulkorbzwang. Dass eine sofortige und ungeprüfte Tötung angeordnet werden könnte, erscheint nahezu abwegig.

In dem von uns geschilderten Fall wurden mildere Maßnahmen von der handelnden Behörde zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Betracht gezogen. Viel schlimmer noch: selbst die Unterbringung in einem Tierheim wurde von vorne herein ungeprüft ausgeschlossen. Die Tötung wird – absurder Weise trotz des bestandenen Wesenstests und damit gesetzeswidrig – nach wie vor als alternativlos dargestellt.

Allgemeine Bedeutung für jeden Hundehalter

An dieser Stelle besteht ein zwingender Handlungsbedarf. An dem hier vorliegenden Handeln der Behörde lässt sich die Bedeutung des Falls für alle Hundehalter anschaulich belegen. Denn welcher Hundehalter kann schon ausschließen, dass durch seinen Hund einmal ein Mensch zu Schaden kommt? Kann es an dieser Stelle völlig unerheblich bleiben, dass es bei Tieren ein sog. artgerechtes Verhalten gibt? Und läuft somit jeder Gefahr, seinen Hund einschläfern lassen zu müssen? Und dies obwohl er einen Wesenstest bestand?

Tier im Recht

Jeder Fall ist einzeln und gesondert zu betrachten, so viel ist sicher. Der im Grundgesetz verankerte Tierschutz (Art. 20 a GG) und das Tierschutzgesetz sind jedoch zwingende Grundsätze unseres Zusammenlebens und unserer heutigen Wertvorstellungen. Diese haben ausnahmslos Beachtung zu finden.

Dieser Grundgedanke ergibt sich aus der Verantwortung des Menschen gegenüber den Tieren als unseren Mitgeschöpfen. Es ist unsere Aufgabe, das Leben der Tiere und deren
Wohlbefinden zu schützen, denn niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen. Wir werden nicht aufgeben und mit unseren Mandanten zusammen für ihren Hund kämpfen.

Die Stimme der Tiere zählt!

Alle die hier gezeigten Hunde sind beispielhafte „Schattenhunde“, denn alle haben sie schon Menschen gebissen und warten im Tierheim auf ein neues Zuhause! Warum was passiert ist haben wir in vielen Beitragen bereits erläutert. In den richtigen Händen, bei den richtigen Menschen, sind es auch NUR HUNDE, genauso wenig oder genauso stark gefährlich wie ganz viele andere unter uns lebende Hunde auch. Und keiner davon soll frühzeitig sterben aufgrund einer behördlichen Anordnung!!!!!

Tyson …

… lebte schon 4 Jahre scheu im Tierheim in einem Auslauf mit anderen Hunden als Schattenhund. Einmal im Jahr wurde er mit der Fangstange gefangen, um ihn zu impfen und notwendige Behandlungen durchzuführen. Bei dieser Prozedur hat er trotz Vorsichtsmaßnahmen jedes Mal zugelangt und heftig gebissen. Im Rahmen der Fortbildungsreihe des LTVH „Hundekunde“ sollten die Vereine schwierige Hunde aus dem Tierheim mitbringen. Obwohl wir große Bedenken hatten, haben wir Thyson mit der Stange eingefangen und in einer Transportbox zum Workshop mitgenommen.
Meinerseits konnte ich nicht glauben, dass man Thyson – so wild, scheu und aggressiv er sich nun schon 4 Jahre bei uns zeigte – noch irgendwie hinbekommen oder sein Verhalten nur verbessern könnte. Doch wir vertrauten den Dozenten aufgrund vorhergehender Workshops.
Als der Hund im Seminarraum aus der Box geholt werden sollte, waren wir zunächst entsetzt. Doch mit unendlicher Geduld wurde der Hund mit Stange aus der Box geholt, er konnte gut mitgehen, ohne panisch zu werden. Dann wurde ihm mit gleicher Geduld eine Maulschlaufe umgebunden und ein passender Maulkorb aufgezogen. Alles in viel Ruhe und ohne Aggression auch von Thysons Seite aus. Er spürte sofort, dass ihm niemand schaden wollte. Es wurde ein Halsband und eine Leine angezogen und verschiedene Personen bewegten sich mit ihm, man konnte gut erkennen, dass ihm das Laufen an der Leine nicht fremd war. Ein großer Vorteil für die weitere Arbeit.
Ab dem nächsten Tag haben wir mit Thyson täglich weitergearbeitet. Schon nach einer Woche konnten wir den Maulkorb ritualisiert ohne Gefährdung anziehen, Thyson genoss sichtlich nun auch den Kontakt mit den Menschen. Er bekam Privilegien, durfte jetzt mit ins Büro und bekam Leckerchen zugesteckt. Er wurde vom Schattenhund zum Bürohund und lief zwischen den Besuchern. Weitere Aufgabe war, in sozial immer besser ins Leben zu integrieren. Mit körpersprachlicher Arbeit und Ritualen wurde Thyson immer sicherer und lieber. Er folgte bald ohne Leine den Mitarbeitern. Keine drei Monate später konnte Thyson vermittelt werden. Mit neuem Namen begann sein neues Leben, er heißt heute Tamilo.
Thyson/Tamilo kann heute frei ohne Leine laufen und hat einen guten unauffälligen Umgang mit Menschen. Mit Artgenossen hatte er ja nie Probleme.
Er kommt immer wieder zu Besuch ins Tierheim und marschiert dann selbstverständlich ins Büro, so wie früher, obwohl wir ihm so Manches aufgezwungen hatten.
Nach Tamilo begannen wir, mit allen Angsthunden so zu arbeiten, viele davon waren langjährige Schattenhunde, auch sie fanden ein neues Zuhause, was wir vorher als undenkbar erachteten.

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Scarborough …

… oder auch liebevollvoll Scarry genannt

Scarry kam als Welpe aus Rumänien und lebte in einem deutschen Tierheim. Er war sehr scheu, lief weg sobald Menschen in die Nähe kamen, er wollte sich nicht anfassen lassen. Irgendwann bei dem Versuch ihn zu greifen, passierte es, er biss den Pfleger. Es folgte Entsetzen und Hilflosigkeit. Seine Artgenossen waren offener und konnten vermittelt werden. Zurück blieb Scarry, völlig isoliert und separiert. Er lebte in einem Einzelzwinger, gefüttert wurde er durch eine Klappe. Von diesem Moment an hatte er keine Sozialkontakte mehr, weder zu Menschen noch zu Hunden. Da Scarry während mehrerer Monate bei Kontaktversuchen jedesmal böse knurre und Attacken fuhr, eine Besserung aussichtslos erschien, wurde beschlossen, dass der Hund eingeschläfert werden sollte. Nicht aus bösem Willen, einfach weil man nicht weiterwusste. Keiner hatte eine Lösung und man wollte nicht riskieren, dass jemand ernsthaft gebissen wurde. Gerettet um hier zu sterben?
Glücklicherweise kam es nicht dazu. Der Verein informierte den Importverein (Tierhilfe Hoffnung,SMEURA), der sofort reagierte. Scarry bekam einen Platz in einem Tierheim, in dem man viel Erfahrung hatte mit solchen Hunden. Es kam ein Hund an, der spindeldürr war. Er hatte in seiner Angst und dem Stress in der Isolation nur das zum Überleben benötigte Futter angerührt. Aber auch jetzt erwies sich der Umgang mit ihm als zunächst sehr schwierig. Zwar hatte er jetzt Kontakt zu Hunden, er lebte in einer Hundegruppe und kam dort auch gut klar. Aber sobald ein Mensch ihn anschaute oder ansprach, kotete und pinkelte er unter sich vor Angst. Da er immer noch nicht gut fraß musste er jeden Tag für das Füttern von der Gruppe separiert und in einen Raum gebracht werden. Die erfahrenen Pfleger konnten ihn jetzt anfassen und auch in den Raum tragen. Aber fast jeden Tag mussten sich die Pfleger, nachdem sie ihn auf dem Arm hatten, komplett umziehen. Er zeigte immer noch starke Stresssymptome, so dass man sogar bei dem jungen Hund ein Trauma vermutete oder aber, dass er durch die lange Isolierung in so jungem Alter einen irreparablen Schaden erlitten hätte.
Glücklicherweise sollten sie Unrecht haben, denn Scarry hat es geschafft. In 4 Monaten Beharrlichkeit, das Einfordern von Nähe, das Angebot von Bewegung, das Spiel mit Artgenossen, Lernen durch Beobachtung, Rituale in der Tierheim-Arbeit haben es gemeinsam geschafft. Er hat seine Angst überwunden. Er konnte nach und nach Vertrauen fassen und wurde zu einem fröhlichen Junghund. Zunächst fing er an, Spaziergänge mit seinen Gassigehern zu genießen und bald fand er sogar das Streicheln schön. Heute, 15 Monate alt, ist er auf Pflegestelle und ein lustiger junger Hund. Fremden Menschen gegenüber ist er weiterhin skeptisch, aber das ist typisch für seine Rasse, Scarry ist vermutlich ein Ciobanesc Romanesc Carpatin-Mix und wird Fremden gegenüber ein Stück weit reserviert bleiben. Sonst ist er wie ein ganz normaler junger Hund, teilweise rotzfrech, fröhlich und verspielt. Ein Schattenhund, der es geschafft hat.

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Jaques …

… Viele Menschen haben schon nach Jaques gefragt, und warum denn hier immer noch kein Text steht.

Manche Tierfreunde befürchteten, dass wir Jaques vergessen haben, er uns nicht so wichtig ist.
Nun wer Jaques kennt und auch uns ein Stück, der weiß, dass das genaue Gegenteil der Fall ist.

Jaques steht bei uns im ständigen Fokus, schon allein deshalb, weil wir sofort Rückschritte machen würden, würden wir ihn aus den Augen verlieren.

Jaques sollte wegen massiven Beißvorfällen ins Tierheim. Lange intensive Gespräche mit den Besitzern folgten, denn die Familie liebte Jaques und wollte sich eigentlich nicht trennen.
Viel ist schief gelaufen, eigentlich alles, Jaques fing an zu beißen mit 6 Monaten und hat dies erfolgreich durchgezogen, wann immer es nicht nach seinem Kopf ging.

Die Verletzungen, die er seinen Menschen zufügte, waren keine Lapalie und wirklich schwerwiegend.
Ermuntert durch die Bereitschaft seiner Menschen nahmen wir Jaques für ein paar Tage bei uns auf. Einfach um seinen Menschen Zeit zum Nachdenken und Luftholen zu geben.
In dieser Zeit hatte Jaques einen Maulkorb auf, denn Jaques biss jeden Menschen sofort ohne groß vorzuwarnen.

Nach ein paar Tagen holten seine Menschen ihn wieder ab, Bedingung das konsequente Arbeiten mit einer von uns ausgesuchten Hundetrainerin und eine komplette tierärztliche Untersuchung.

Diese Untersuchung ergab, dass Jaques völlig gesund ist, das Training mit seinen Menschen begann.

Ein Jahr hörten wir nichts von Jaques, wir dachten er und seine Menschen haben es zusammen geschafft.
Dann standen sie wieder bei uns vor der Tür, das Training hat ein bisschen Besserung gebracht, aber nun gibt es menschlichen Nachwuchs in der Familie.
Wir kamen nach langen Gesprächen überein, dass Jaques zu uns kommt, denn das Zusammenleben mit einem 6 Monate alten Kind könnte lebensgefährlich werden.
Kaum war er bei uns kamen einige Mails und auch Anrufe, teilweise anonym, wir sollten diesen Hund sofort einschläfern lassen, er wäre gemeingefährlich.
Alle Hundeschulen seien an ihm gescheitert, dieser Hund ist von Welpe an gestört und nicht mehr zu vermitteln.

Jaques lebte bei uns die ersten 2 Wochen nur mit Maulkorb auf und das Training begann. Ohne Maulkorb hätte er alle, die mit ihm zu tun hatten, massiv verletzt. Jaques knappst nicht mal, Jaques beisst sofort zu. Trotzdem ist das kein Verhalten, was wir nicht so oder in ähnlicher Weise schon erlebt hätten.

Das erste Training bestand in den ersten Tagen nur darin seine Beißangriffe souverän abprallen zu lassen. Nicht schwer wenn der Angreifer einen Maulkorb trägt, sein Beißen wurde nicht bestraft nicht kommentiert und bewertet. Er sollte einfach nur lernen, dass Beißen eben nicht mehr zum Ziel führt.
Jaques lernte schnell, er hatte einen sehr guten Grundgehorsam und zeigte gerne, was er kann . Gefüttert wurde er durch den Maulkorb, was er sehr widerwillig geschehen ließ, Körperkontakt, anfassen, war und ist ihm immer unangenehm.

Jaques nahm ab durch die Fütterung durch den Maulkorb, aber das ist leider nicht zu ändern bei diesem Training.
Aber die Angriffe auf uns wurden seltener und ließen schließlich nach 14 Tagen fast ganz nach.
Der Maulkorb kam ab, das Training ging weiter.
Jaques ist nach wie vor ein gefährlicher Hund, der zu 100 und 1 Prozent Aufmerksamkeit und Achtsamkeit braucht.
Noch heute kann im Bruchteil einer Sekunde seine Gemütslage umspringen, er beisst sofort zu. Mittlerweile aber kennen wir jede Regung von ihm, wissen jeden Wimpernschlag von ihm zu deuten und können passend reagieren.
Dennoch kam es auch mal wieder zu einer Verletzun, ,nicht die Schuld des Hundes sondern unsere, wir haben nicht schnell genug gelesen und umgesetzt.
Jaques steht zu 100 Prozent im Gehorsam, wer ihn mit uns vor allem aber Florian sieht, wird denken, meine Güte, was für ein gehorsamer, toller Hund.
Ja, das ist Jaques, er ist ein toller Hund, wir lieben ihn mittlerweile sehr. Dennoch Jaques ist anders als die vielen anderen auch „gefährlichen“ Hunde, die wir hier hatten.
Noch heute genießt Jaques körperliche Nähe nicht, streicheln, kuscheln ist nicht unbedingt das, was er von Menschen will. Es gibt sie, die Momente, in denen er zugänglich, albern ist und kuschelt. Aber als Menschen kann man auch hier nicht entspannen, denn von einer Sekunde zu nächsten möchte Jaques den Kontakt nicht mehr.
Er hat gelernt zu warnen und darauf, ja es mag sich komisch anhören, sind wir stolz, dass er eben nicht mehr einfach so zubeißt.
Jaques möchte gar nicht angreifen, aber er kann nur schwer von seinem erlernten Verhalten Situationen durch Beißen zu lösen loslassen.

Jaques ist ein absoluter Arbeitshund, wirklich glücklich ist er nur, wenn er zusammen mit seinem Menschen Aufgaben lösen darf. Den Ball suchen auch in ganz schwierigen Verstecken, absoluten und auch schweren Gehorsam leisten.
Jaques ist wie ein kleiner Zinnsoldat, der beständig Leistung zeigen möchte, dem die Anerkennung, aber eben auch die Arbeit wichtig ist.
Für Jaques ist der Weg das Ziel, die Arbeit mit seinem Menschen.
Jaques und wir kommen nun gut miteinander aus, er ist in unserem Fokus und braucht immer beständige Aufmerksamkeit, achtsame vorausschauende Konsequenz in jeder Minute.
Jaques liebt sein Hundezimmer bei uns, denn auch er braucht am Ende des Tages Entspannung, die kann er nur haben, wenn er ohne Mensch ist.
Würde er mit Menschen in einer Wohnung leben, würde es mit Sicherheit wieder Angriffe geben.
Tja, wohin mit Jaques??? So wie wir nun Jaques kennen, möchten wir eine Vermittlung ausschließen, aus Verantwortung dem Hund gegenüber. Aber auch aus Verantwortung Menschen gegenüber.
Jaques verzeiht Menschen keinen Fehler, bei falschem nist er nach wie vor gefährlich.

Wir prüfen im Moment die Option, ob Jaques als Rauschgifthund beim Zoll unterkommen könnte. Hier könnte er Leistung zeigen, könnte arbeiten und seine seelische Balance finden.
Das Potential ist bei ihm voll da, motivierter könnte Hund gar nicht arbeiten ..
Klappt das nicht, bleibt leider nicht viel.
Wenn er jemals das Tierheim verlassen könnte, müssten es Menschen sein, die zu jeder Sekunde voll bei Jaques sind. Die Meister im Lesen der Hundesprache sind, die fordern, fördern und auslasten können. Bei denen er nicht im Haus lebt und die keinen Streichel- und Kuschelhund suchen.
Die ebenso wissen, dass es mit Jaques immer ein Tanz auf dem Vulkan ist, der jederzeit einen Ausbruch haben könnte.

Jaques lebt ganz gut bei uns im Tierheim und vor allem ist wohl: Er LEBT. Denn viele Menschen wollten ihn aufgeben und seine Einschläferung stand im Raum, bevor er zu uns kam.

Wer Jaques heute sieht, sieht das dieser Hund Lebensfreude haben kann, nicht immer und nicht jeden Tag . Denn auch er hat mal schlechte Laune oder Frust. Aber an guten Tagen strahlen seine Augen mit seinem Fell um die Wette. Er ist zudem ein wunderschöner, sehr eleganter Hund.
Dank Florian macht er viele Wald- und Wiesentouren darf Auto fahren und das Tierheim immer mal wieder hinter sich lassen.

Jaques ist ein trauriges Beispiel wie eine Mensch-Hund-Beziehung wirklich daneben ging, hier sind Schäden bei einem Hund entstanden, die nicht mehr reparabel sind.
Trotzdem haben seine Menschen ihn geliebt, aber eben nicht wirklich verstanden, sehr traurig für alle Beteiligten.
Aber wir machen das Beste daraus und werden alles tun, damit Jaques hier einen sicheren Platz hat, an dem er geliebt wird . Auch wenn er sich so schwer lieben lässt …;-)
Menschen haben ihn so gemacht und deshalb muss es eben nun auch Menschen geben, die dafür Verantwortung übernehmen.

Auch er ist ein Schattenhund, auch er will leben und wir finden auch er hat ein Recht dazu.

Danke im Namen aller schwierigen Hunde, die in Tierheimen landen, auch diese Hunde wurden unschuldig geboren. Unschuldig sind sie auch geblieben, trotz Beißvorfällen trifft auch diese Hunde keine Schuld.


Jaques …. Es gibt keinen Platz für Dich auf dieser Welt.
Komm, lass uns Deine Welt sein, sei sicher bei uns, egal was Du tust . ….
Lass wenigstens ab und zu einmal los, wann immer Du glücklich bist, sei gewiss, dann sind wir es auch … .

Butch …

. . . es war einmal ein Schattenhund, so fangen Märchen an und für Butch ist mehr als ein Märchen in Erfüllung gegangen. Denn Butch ist einer dieser echten Schattenhunde, von denen nie jemand erfährt, weil sie irgendwann einfach getötet werden, weil sie als unvermittelbar und absolut gefährlich gelten. Oder sie haben das unglaubliche Glück, Menschen zu finden, die mit einem solchen Hund klar kommen. Man muss es mögen und darf keine Angst haben. Ein solcher Hund richtig geführt und gesichert wird nicht auffallen, und solche Hunde gibt es einige bei uns in der Gesellschaft. Da sind wir uns ganz sicher. Doch für ein Schattenhund sind solche Menschen mehr als rar, es ist wie ein 6er im Lotto in der Jahreslotterie.

Aber nun von ganz vorne. Seine nachvollziehbare Geschichte begann mit 5 Monaten, als er zum Verkauf angeboten wurde wegen Umzug. Eine alleinstehende Dame fand Gefallen an dem Hund und nahm ihn auf. Eine direkt dazu geholte Trainerin schätzte den jungen Hund als supernett ein, denn er zeigte weder gegen die Katzen noch gegen den vorhandenen Dackel oder gegen Menschen Aggression. Training sei nicht notwendig. Er war anfangs auch sehr willig, leinenführig, unauffällig. Er schlief am liebsten eng ans Frauchen gekuschelt im Bett. Mit Besuchern war er zuckersüß, daher war es unverständlich, als er anfing im Beisein von Besuchern seine Besitzerin zu knappen. Solche Attacken kamen immer öfter, immer gegen die eigene Besitzerin. Er verteidigte irgendwann auch das Bett, so dass sie gezwungenermaßen auf dem Sofa schlief. Setzt man einem solchen Verhalten nichts dagegen wird es nicht besser, so auch in diesem Fall. Es kam zum Eklat und er biss richtig zu. Die Besitzerin selbst rief die Polizei und kam ins Krankenhaus, der Hund ins Tierheim. Da dieses Tierheim aber mit ihm überfordert war, übernahm ein anderes.
Zu dem Zeitpunkt war der Hund 15 Monate alt. Er zeigte sich fröhlich und freundlich und mit Artgenossen verträglich, so dass sich schnell jemand fand, der es mit ihm aufnehmen wollte. Sie wurden unterrichtet, dass er seine Besitzerin schwer verletzt hatte und es wurde im Vertrag notiert.

Zuhause angekommen fing er bald wieder an, Dinge zu verteidigen und zu drohen. Nach 2 Tagen völliger Überforderung kam der Hund zurück ins Tierheim. Mit dem Hintergrund wurde mit Butch gearbeitet an all den Themen, die er dort oder später auch im Tierheim gezeigt hatte. Auch bekam er die Möglichkeit, zeitweise in einer Pflegestelle zu wohnen, wo er sehr schnell auch drohte. Man stellte fest, dass es hauptsächlich abends anfängt und er seinen Liegeplatz verteidigt. Nach 6 Monaten kam ein dem Tierheim bekannter Mann mit Molossererfahrung, der keine Angst vor ihm hatte. Butch zog wieder um. Auch hier wurde der neue Besitzer ausführlich über alle Haken und Kanten des Hundes wie auch über die bekannten Verletzungen unterrichtet.

Zunächst lief alles wunderbar. Bis auf die nächtlichen Toilettengänge des Besitzers. Er mußte am Hund vorbei und es wurde zusehends gefährlicher. Dann verletzte sich der Besitzer bei einem Sturz und konnte kaum mehr gehen. Kein Mensch konnte den Hund führen und die Situation spitzte sich zu. Als der Besitzer eines Nachts wieder an seinem Hund vorbei humpelte geschah das Vorhersehbare und Butch musste nach nur 4 Monaten wieder ins Tierheim. Er galt als unberechenbar und gefährlich. Mittlerweile war der Hund auch meist schlecht gelaunt und wenige Menschen konnten in händeln.

Es dauerte ein halbes Jahr, der Beschluss stand fest, dass der Hund unvermittelbar sei, als ein weiterer Mensch zielstrebig nach einem großen Molosser fragte. Zu dem Zeitpunkt gab es keine Auswahl sondern nur Butch. Das Tierheim zeigte ihn höflich mit dem Hinweis, dass dieser Hund nicht zur Vermittlung steht. Der Mann ging an den Zaun und sprach ihn an und Butch war schier aus dem Häuschen. Es war Liebe auf den ersten Blick auf beiden Seiten. Die Mitarbeiter zeigten, was er alles an Aggressionsverhalten aufbieten konnte, erzählten von allen Vorfällen, doch der Mensch umarmte den Hund und lächelte. Bei weiteren Besuchen konnte man sich mehr und mehr davon überzeugen, dass dieser Platz die einzigartige Chance war, Butch doch noch einmal zu vermitteln. Auch die Lebensgefährtin stimmte dieser Liebe zu. Und so geschah es.

Die Absprache war, dass der Hund nachts angebunden sein wird und tagsüber auch zuhause einen Maulkorb trägt. Butch war aber anfangs so nett, dass man bald die geforderten Sicherungsmaßnahmen vergaß. Nach 2 Monaten umarmte sich das Paar und Butch sprang quer durchs Zimmer und versuchte, die Frau zu beißen. Beim Handgemenge wurde der Besitzer verletzt und der Entschluss wurde gefasst, dass sein Verhalten doch zu heftig sei, der Hund kam wieder ins Tierheim. Butch konnte die Welt nicht verstehen und trauerte fürchterlich. Als die beiden sich gefasst hatten, kamen sie erneut ins Tierheim, eigentlich um die notwendigen Formalitäten zu erledigen. Es war ein Freudenfest, als Butch sie sah und letztendlich wurde lange und ausführlich noch einmal sein Verhalten durchdiskutiert, mehrere Tierheim-Mitarbeiter involviert und ein letzter Versuch gestartet.

Es wurde ein Schwerlastdübel in den Boden eingelassen, an dem eine dicke Kette befestigt ist. Abends geht Butch auf sein Sofa, durch das von unten die Kette gezogen wurde und er wird gesichert. Tagsüber trägt er Maulkorb. Mittlerweile hat sich die Situation entspannt, und obwohl der Hund immer weniger Aggressionsverhalten zeigt, wird er weiterhin abgesichert. Geholfen hat sicher auch eine Augen-OP, Butch hatte beidseits ein Entropium, was ihm sicher Probleme bereitete. Draußen bei Spaziergängen ist er unauffällig lieb und freundlich. Der Besitzer weiss ihn aber auch richtig einzuschätzen und kennt alle Situationen, die den Hund antriggern, bestimmte Bewegungen, bestimmte Personen, Knurren eines Hundes z. B. und er zeigt immer noch lichtzyklusbedingte Aggression, die aber sehr berechenbar ist. Bei Futter gibt es feste Rituale, die beide Seiten einhalten. Mit seinen Besitzern ist Butch mittlerweile sehr tolerant geworden, mit vielen anderen Menschen auch. Doch auch hier gilt egal wie: safety first.

Gestern nach über 6 Monaten war er wieder zu Besuch im Tierheim und es wurde ein kleiner Film gedreht, den man weiter unten sieht, eingebettet in Bilder von seinem neuen Zuhause. Er kann es immer noch, doch zeigt er das Verhalten in dieser Form wohl nur noch im Tierheim. Man kann Aggressionsverhalten nicht einfach wegtrainieren. Die Vorstellung, Hunde zu „resozialisieren“ und alles ist gut, ist falsch. Es gibt Hunde, denen man einen neuen Weg aufzeigt, den sie dankbar annehmen. Hunde die aufgrund von falschen Erfahrungen falsches Verhalten zeigen. Und es gibt die, die man lebenslang managen muss. Diese Hunde wie Butch gibt es viele da draußen unter uns, sie brauchen aber ganz spezielle Menschen. Wenn sie ins Tierheim kommen, hatten sie diese Menschen nicht gefunden und bleiben in den allermeisten Fällen auch lebenslang Schattenhunde.

https://www.facebook.com/BuendnisSchattenhund/videos/224824658646960/

Nori

Seine Geschichte klingt zunächst wenig spektakulär

Ins Tierheim führte ihn ein gar nicht so schwerwiegender Beissvorfall. Er hatte sich mit dem zweiten Hund der Familie in der Wolle, der Besitzer ging dazwischen und Nori biss ihm in beide Hände. Später kam heraus, dass dies nicht der Einzige Vorfall war

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