Bei all der Unsicherheit und den Sorgen in der aktuellen Zeit, die wir auch in unseren Tierheimen erleben (keine Besucher, fast keine Spenden), läuft der Tierschutzgedanke weiter. Jedes Leben zählt!
Heute erhielten wir einen besorgten Anruf aus der Tierklinik, dass dringend ein großer Hund als Blutspender benötigt wird, um einem anderen Hund das Leben zu erhalten.
Als Tierheim sind wir dort als Blutspender für solche Notfälle selbstverständlich registriert.
Da unser Kangal Kemal selbst dort schon unter Narkose in Behandlung war, haben wir die Erfahrung, dass er diese gut verträgt und wir nahezu nichts für ihn riskieren. Deshalb haben wir ihn und unsere Kira (als zweite Option, für die ähnliches gilt) sofort losgeschickt.
Als Kemal zurück kam, war er schon wieder putzmunter und sehr stolz auf sein‚ Spender-Halsband‘, welches ihm zwar nicht passt, aber ab sofort seine Box schmückt 🙂
Wir drücken dem zu rettenden Hund und seiner Familie alle Daumen und Pfötchen, dass er überlebt. Besonderen Dank an dieser Stelle auch hier an unser starkes Ehrenamt, die Fahrerin, die diesen stundenlangen Einsatz sofort und unter Berücksichtigung der geltenden Vorschriften übernahm und so tapfer durchführte.
Denn jede Pfote zählt…
Einige unserer Kollegen im Tierschutz hatten schon solche oder ähnliche Einsätze. Solche Tage und Nächte sind anstrengend, passen nie in den Zeitplan und werfen alle Vorhaben mit einem Anruf über den Haufen. Dies sind Einsätze die Mann/Frau verkraften muss und sie bleiben in Erinnerung. Wir bangen mit, auch wenn wir weder das Tier noch die Menschen dahinter kennen.
Und doch ist es schön zu spüren, dass es Menschen gibt, die ihre Verantwortung gegenüber ihrem Tier wahrnehmen. Manchmal kann man allerdings an persönliche Grenzen kommen. Hier ist es ein Zeichen von Größe, wenn man um Hilfe bittet. An solchen Herausforderungen wachsen und reifen wir.
Kein Ziel kann man alleine erreichen, das sollte spätestens jetzt mit all den Einschränkungen in diesen Tagen klar geworden sein. Umso wichtiger ist es, wenn wir zusammen halten, uns gegenseitig stützen, auch oder gerade in Situationen, in denen keiner von uns eine wirkliche Sicherheit hat.
Nun ist Kemal einer unserer Schattenhunde und ein solcher fordert viel. Er zeigt dir deine Ängste, deine Fehler und fordert dich auf, dich so zu zeigen wie du wirklich bist. Dies allerdings braucht Mut, Selbstbewusstsein und Demut. Hier kann man nichts beschleunigen, hier braucht es die Bereitschaft, persönlich zu wachsen. Und wer schon einmal erlebt hat, wie ein gefährlicher oder bissiger Hund zurück ins soziale Leben findet und Teil der Gemeinschaft wird, der weiß, dass hier manchmal „Wachstumsschmerzen“ mit einhergehen.
Doch wer jetzt glaubt, dass diese Wachstumsschmerzen immer beim Hund liegen, der täuscht sich. Viele Schattenhunde sind viel näher an der Wahrhaftigkeit als auf den ersten Blick zu erkennen ist. Sie zwingen uns einen Blick auf unsere eigenen Bedürfnisse zu werfen. Sie zeigen uns den eigenen Umgang mit unserer Aggression und wie es mit dem Thema Nähe in uns aussieht. Unsere Schattenhunde konnten vielleicht nicht reifen, wie es ein Lehrbuch vorsieht, doch sensibel sind die meisten. Charakter haben sie und wenn sie dir Vertrauen, hast du einen treuen und sehr loyalen Partner, der zu dir hält, auch wenn der Sturm kommt oder wenn es heißt, sich selbst aufzugeben.
Wenn ein “kaputter Schattenhund“ wieder Hund sein darf und innerlich heilt. Dann ist immer auch einer von uns mitgewachsen, heiler geworden und kennt das Gefühl von Erfüllung und Dankbarkeit.