… oder auch liebevollvoll Scarry genannt
Scarry kam als Welpe aus Rumänien und lebte in einem deutschen Tierheim. Er war sehr scheu, lief weg sobald Menschen in die Nähe kamen, er wollte sich nicht anfassen lassen. Irgendwann bei dem Versuch ihn zu greifen, passierte es, er biss den Pfleger. Es folgte Entsetzen und Hilflosigkeit. Seine Artgenossen waren offener und konnten vermittelt werden. Zurück blieb Scarry, völlig isoliert und separiert. Er lebte in einem Einzelzwinger, gefüttert wurde er durch eine Klappe. Von diesem Moment an hatte er keine Sozialkontakte mehr, weder zu Menschen noch zu Hunden. Da Scarry während mehrerer Monate bei Kontaktversuchen jedesmal böse knurre und Attacken fuhr, eine Besserung aussichtslos erschien, wurde beschlossen, dass der Hund eingeschläfert werden sollte. Nicht aus bösem Willen, einfach weil man nicht weiterwusste. Keiner hatte eine Lösung und man wollte nicht riskieren, dass jemand ernsthaft gebissen wurde. Gerettet um hier zu sterben?
Glücklicherweise kam es nicht dazu. Der Verein informierte den Importverein (Tierhilfe Hoffnung,SMEURA), der sofort reagierte. Scarry bekam einen Platz in einem Tierheim, in dem man viel Erfahrung hatte mit solchen Hunden. Es kam ein Hund an, der spindeldürr war. Er hatte in seiner Angst und dem Stress in der Isolation nur das zum Überleben benötigte Futter angerührt. Aber auch jetzt erwies sich der Umgang mit ihm als zunächst sehr schwierig. Zwar hatte er jetzt Kontakt zu Hunden, er lebte in einer Hundegruppe und kam dort auch gut klar. Aber sobald ein Mensch ihn anschaute oder ansprach, kotete und pinkelte er unter sich vor Angst. Da er immer noch nicht gut fraß musste er jeden Tag für das Füttern von der Gruppe separiert und in einen Raum gebracht werden. Die erfahrenen Pfleger konnten ihn jetzt anfassen und auch in den Raum tragen. Aber fast jeden Tag mussten sich die Pfleger, nachdem sie ihn auf dem Arm hatten, komplett umziehen. Er zeigte immer noch starke Stresssymptome, so dass man sogar bei dem jungen Hund ein Trauma vermutete oder aber, dass er durch die lange Isolierung in so jungem Alter einen irreparablen Schaden erlitten hätte.
Glücklicherweise sollten sie Unrecht haben, denn Scarry hat es geschafft. In 4 Monaten Beharrlichkeit, das Einfordern von Nähe, das Angebot von Bewegung, das Spiel mit Artgenossen, Lernen durch Beobachtung, Rituale in der Tierheim-Arbeit haben es gemeinsam geschafft. Er hat seine Angst überwunden. Er konnte nach und nach Vertrauen fassen und wurde zu einem fröhlichen Junghund. Zunächst fing er an, Spaziergänge mit seinen Gassigehern zu genießen und bald fand er sogar das Streicheln schön. Heute, 15 Monate alt, ist er auf Pflegestelle und ein lustiger junger Hund. Fremden Menschen gegenüber ist er weiterhin skeptisch, aber das ist typisch für seine Rasse, Scarry ist vermutlich ein Ciobanesc Romanesc Carpatin-Mix und wird Fremden gegenüber ein Stück weit reserviert bleiben. Sonst ist er wie ein ganz normaler junger Hund, teilweise rotzfrech, fröhlich und verspielt. Ein Schattenhund, der es geschafft hat.